Veröffentlicht am 12. August 2021

Dieser Beitrag wurde am 31. März 2020 verfasst und berücksichtigt die in den RCOG-, ACOG- und CDC-Richtlinien enthaltenen Empfehlungen. Das Datum wird bewusst genannt, da ständig neue Erkenntnisse über das Coronavirus im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft ans Licht kommen und die Empfehlungen sich häufig ändern.

Die Risiken einer Coronavirus-Infektion während der Schwangerschaft

Welche Risiken bestehen für werdende Mütter?

Schwangere Frauen scheinen sich nicht häufiger als andere mit dem Coronavirus anzustecken oder erleiden dadurch Komplikationen.

Bei schwangeren Frauen kommt es jedoch zu körperlichen Veränderungen, die ihr Risiko für bestimmte Infektionen erhöhen können. Andere Viren aus der gleichen Familie wie COVID-19 sowie andere virale Atemwegsinfektionen, wie z. B. die Grippe, führen dazu, dass Frauen ein höheres Risiko haben, schwere Krankheiten zu entwickeln. Für schwangere Frauen ist es immer wichtig, sich vor Krankheiten zu schützen. Da es sich um einen neuen Virus handelt, ist es jedoch noch nicht klar, wie er sich auf Sie auswirken könnte.

Es wird erwartet, dass die Mehrheit schwangerer Frauen nur leichte bis mäßige erkältungs-/grippeähnliche Symptome entwickeln wird. Die schwerwiegendste Komplikation ist eine Lungenentzündung sowie Atemnot – obwohl diese äußerst selten vorkommen.

Wird bei einer werdenden Mutter die Ansteckung mit Covid-19 Auswirkungen auf das Baby haben?

Es gibt derzeit keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt oder Anomalien beim ungeborenen Kind. Es gibt zwar Berichte über Frühgeburten in China, aber es ist noch nicht klar, was der Grund dafür war.

Könnte ich das Coronavirus auf mein Baby übertragen?

Neuere Erkenntnisse deuten inzwischen darauf hin, dass eine vertikale Übertragung wahrscheinlich ist. Hierbei wird das Virus von der Mutter auf das Baby übertragen, während es sich noch im Mutterleib befindet. Der Anteil der betroffenen Schwangerschaften und die Bedeutung für das Baby sind unklar.

Besteht bei der Geburt meines Kindes die Gefahr, dass es sich mit dem Coronavirus anstecken könnte?

Säuglinge und Kinder können sich zwar mit dem Coronavirus anstecken, tendenziell verläuft die Krankheit aber deutlich milder als bei Erwachsenen. Es ist allerdings noch nicht bekannt, ob Neugeborene ein höheres Risiko haben als andere Kinder.

Was ist, wenn ich mich während der Wehen/Geburt mit Covid-19 angesteckt habe?

Falls bei Ihnen die Wehen einsetzen und Sie leichte Symptome einer Coronavirus-Infektion aufweisen – sei es eine Verdachtsdiagnose oder bereits durch einen Test bestätigt – werden Sie ermutigt, gemäß des derzeit standardmäßigen Vorgehens zu Hause zu bleiben (Selbstisolation), obwohl die Wehen einsetzen.

Wenn Sie und Ihr Geburtshilfeteam entscheiden, dass Sie auf der Entbindungsstation entbinden sollten, werden zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen:

• Es wird Ihnen empfohlen, nach Möglichkeit mit dem privaten PKW ins Krankenhaus zu fahren bzw. gefahren zu werden.

• Sie sollten am Eingang der Entbindungsstation abgeholt und zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen, wie das Tragen einer Maske.

• Während der Wehen müssen Sie zusätzlich mit einem CTG überwacht werden, deshalb sollten Sie sich in einem Kreißsaal/Entbindungsraum befinden und nicht in einem Geburtshaus. Das liegt daran, dass es einige Fälle gab, bei denen es bei einer Corona-infizierten Mutter in den Wehen zu geburtsbedingten Komplikationen bei ihrem Säugling kam.

• Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, ob ein Kaiserschnitt oder eine vaginale Entbindung die bessere Wahl ist. Ihr Wunsch, wie Sie Ihr Kind auf die Welt bringen möchten, sollte daher die Entscheidungen beeinflussen. Es gibt auch keinen Grund, der gegen eine Epiduralanästhesie zur Schmerzlinderung spricht.

• Wenn zum Zeitpunkt der Geburt Ihres Babys bei Ihnen der Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion besteht oder diese bestätigt wurde, wird auch Ihr Baby direkt auf das Coronavirus getestet.

In den neuen, kürzlich erschienenen Leitlinien der Centers for Disease Control and Prevention (CDC in den USA) wird Folgendes empfohlen: „Um das Risiko der Übertragung des Covid-19-Virus von der Mutter auf das Neugeborene zu verringern, sollten Einrichtungen eine vorübergehende Trennung (z. B. getrennte Räume) der Mutter, bei der Covid-19 bestätigt wurde, in Erwägung ziehen.“

Nach den neuen Krankenhausrichtlinien sollten Säuglinge, die von Corona-infizierten Müttern geboren wurden, als „zu untersuchende Personen“ (PUIs) betrachtet und gemäß den Leitlinien zur Infektionsprävention isoliert werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die US-amerikanische Empfehlung sich von der des RCPCH im Vereinigten Königreich unterscheidet, das davon abrät, Mütter und Babys zu trennen.

Kann ich mein Baby stillen, wenn ich Corona habe?

Gegenwärtig gibt es keinen Nachweis, dass das Virus über die Muttermilch übertragen werden kann, sodass man der Meinung ist, dass die eindeutigen Vorteile des Stillens die möglichen Risiken einer Übertragung des Coronavirus durch die Muttermilch überwiegen.

Das Hauptrisiko des Stillens besteht in dem engen Kontakt zwischen Ihnen und Ihrem Baby, da Sie möglicherweise ansteckende, durch die Luft übertragbare Tröpfchen absondern, die nach der Geburt zu einer Infektion des Babys führen können.

Falls Sie sich dafür entscheiden, Ihr Baby zu stillen, werden die folgenden Vorsichtsmaßnahmen empfohlen:

• Waschen Sie sich die Hände, bevor Sie Ihr Baby, die Milchpumpe oder die Fläschchen berühren

• Tragen Sie zum Stillen an der Brust einen Mund-Nasen-Schutz, sofern vorhanden

• Befolgen Sie die Empfehlungen zur Reinigung der Pumpe nach jedem Gebrauch

• Ziehen Sie in Erwägung, eine gesunde Person aus Ihrem persönlichen Umfeld zu bitten, Ihr Kind mit abgepumpter Muttermilch zu füttern.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, Ihr Baby mit Säuglingsnahrung oder abgepumpter Milch zu füttern, sollten Sie die Sterilisationsrichtlinien strikt einhalten. Wenn Sie im Krankenhaus Muttermilch abpumpen, sollte eine Brustpumpe verwendet werden, die nur Sie nutzen.

 

Was sind die Symptome von Covid-19?

Die Symptome sind hauptsächlich Husten, Fieber über 37,8 °C und Kurzatmigkeit.

Weitere Symptome sind Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Muskelschmerzen sowie ein Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.

Sie müssen keinen fachärztlichen Rat einholen oder einen Test durchführen lassen, wenn Sie Ihre Symptome zu Hause zu behandeln können. Wenn Sie an schweren Symptome leiden, sollten Sie ins Krankenhaus fahren, aber bitte melden Sie sich im Krankenhaus, um sich anzukündigen.

Ob Sie ohne Einweisung getestet werden, hängt von Ihrem Krankenhaus und dem Land ab, in dem Sie sich befinden.

Was ist, wenn ich Coronavirus-Symptome habe?

Es ist wahrscheinlich, dass sich Ihre routinemäßigen Termine zur Schwangerschaftsvorsorge verzögern, solange Sie unter Quarantäne stehen. Wenn Ihre Hebamme oder Ihr Arzt Ihnen mitteilt, dass Ihr Termin nicht warten kann, werden die notwendigen Vorkehrungen getroffen, damit Sie untersucht werden können. Das kann zu einem anderen Zeitpunkt oder in einer anderen Klinik oder Praxis geschehen, um andere Patienten zu schützen. Wenn Sie sich in Quarantäne begeben müssen, befolgen Sie die Verordnungen der Regierung.

Wenn Sie alleine leben, werden Ihre Termine um mindestens 7 Tage verschoben. Wenn Sie mit anderen zusammenleben, gilt die Quarantäne für den gesamten Haushalt, sodass Termine sogar um 14 Tage verschoben werden.

Wenn Sie auf die Entbindungsstation oder in ein Krankenhaus kommen müssen, sollten Sie nach Möglichkeit Ihre Anfahrt selbst organisieren und vorher anrufen, damit Vorkehrungen für Ihre Ankunft getroffen werden können.


Wie kann ich das Risiko einer Ansteckung reduzieren?

Schwangere Frauen sollten die gleichen Regeln wie jeder andere auch einhalten, um eine Ansteckung zu vermeiden. Im Vereinigten Königreich und in den meisten Teilen der Welt schließt dies nun sozialen Abstand mit ein, und Sie sollten es vermeiden, das Haus zu verlassen, sofern es Ihnen möglich ist.

Der wichtigste Weg, die Ausbreitung von COVID-19 zu stoppen, besteht darin, jedes Mal beim Husten den Mund zu bedecken. In den Ellenbogen zu husten oder zu niesen, ist dabei eine sehr gute Technik. Zusätzlich sollten Sie Ihre Hände häufig und mindestens 20 Sekunden lang mit Seife und Wasser waschen oder mit einem alkoholbasierten Handdesinfektionsmittel reinigen, das auch spezielle Viren bekämpft.


Wie sich diese Pandemie auf Ihre Betreuung während der Schwangerschaft und Geburt auswirken kann

Wir sollten erwähnen, dass es während dieser Zeit für alle eine gewisse Unterbrechung sämtlicher Dienstleistungen rund um die Mutterschaft geben könnte. Die Schwangerschaftsbetreuung gilt als „wesentliche Dienstleistung“ (wie auch Unfall- und Notfalldienste), was bedeutet, dass Operationen wie geplante Kaiserschnitte nicht ganz gestrichen werden können.

Das erhöhte Patientenaufkommen und das Risiko einer Virusübertragung – von der Angehörige der Gesundheitsberufe und Patienten betroffen sind – bedeutet jedoch, dass das Gesundheitssystem nicht wie gewohnt funktionieren wird.

Es kann zu längeren Wartezeiten kommen, wenn Sie anrufen oder auch sein, dass Sie für bestimmte Dienstleistungen an eine zuständige Stelle verwiesen werden. Möglicherweise ist es notwendig, die Anzahl Ihrer Schwangerschaftsvorsorgetermine zu reduzieren. Eventuell werden Ihre Termine auch zusammengefasst, um die Anzahl Ihrer Krankenhaus- oder Praxisbesuche zu reduzieren.

All dies wird Ihnen mitgeteilt und auch so sicher wie möglich durchgeführt. Dabei wird auch berücksichtigt, wie viele Präsenztermine für Sie sicher und wirklich erforderlich sind. Sagen Sie aber keine Termine ab, ohne sich vorher mit Ihrem Geburtshilfeteam abzustimmen.

Sie werden allerdings gebeten, die Anzahl an Begleitpersonen auf ein Minimum zu beschränken. Dazu gehört in der Regel, keine Kinder zu Ihren Vorsorgeterminen mitzubringen.

Darf mein Partner/meine Partnerin bzw. meine Begleitperson während der Geburt bei mir sein?

In allen medizinischen Bereichen werden Besuche eingeschränkt oder untersagt, um das Risiko für nicht infizierte Patienten und auch für das Personal zu verringern. Alle Organisationen sind sich jedoch der wichtigen Rolle bewusst, die der/die PartnerIn oder die Begleitperson bei der Unterstützung werdender Mütter spielen, daher gelten für die Wehen und die Entbindung oft besondere Regeln.

Im Vereinigten Königreich hat das RCOG empfohlen, dass ein alleinstehender, asymptomatischer Partner bzw. eine Partnerin während der aktiven Wehen bei der werdenden Mutter bleiben sollte, aber möglicherweise nach der Geburt des Kindes wieder gehen muss. Andere Länder haben keine spezifischen Vorgaben zur Anzahl der Geburtsbegleitungen gemacht, sodass die Krankenhäuser ihre eigenen Regeln festlegen müssen.

Es kann Fälle geben, in denen das Krankenhaus der Begleitperson nicht erlaubt, während der Wehen oder der Geburt bei Ihnen zu sein. Dies ist eine sehr schwierige Situation, wird aber nur unter extremen Umständen durchgesetzt, wenn das Krankenhaus der Ansicht ist, dass das Personal oder andere Patienten einem zu hohen Risiko ausgesetzt sind. Auch wenn Ihr Partner bzw. Ihre Begleitung keine Coronavirus-Symptome aufweist, könnte er/sie das Virus in sich tragen und es unwissentlich übertragen.

Es lohnt sich daher, während dieser Pandemie Ihre Entscheidungen und Handlungen gut vorauszuplanen, damit Sie eine schöne Schwangerschaft und Geburt erleben, auch wenn Sie vielleicht am Ende nicht die Menschen um sich herum haben dürfen, die Sie eigentlich dabei haben wollten.